Krankschreibung per WhatsApp - das steckt dahinter

WhatsApp zählt ohne Zweifel zu den beliebtesten Messengern weltweit. Ein Grund dafür liegt in der einfachen Bedienbarkeit, ein anderer im stetig wachsenden Funktionskatalog. Als die App 2009 auf den Markt kam, konnte sie lediglich Statusmeldungen veröffentlichen. Kurz darauf folgte die Erweiterung zum Kurznachrichten-Dienst. Knapp zehn Jahre später gehört die Anwendung zum Facebook-Konzern und beherbergt eine Vielzahl spannender Funktionen. Die neueste davon ist erst ein paar Monate alt, dafür hat sie es in sich. Ab sofort könnt ihr euch eine Krankschreibung per WhatsApp ausstellen lassen. Auf diese Weise bekommt ihr über euer Smartphone ein Attest zugeschickt und müsst nicht mehr vor die Tür und zum Arzt gehen. Das klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Was steckt also hinter dem Feature? Wie funktioniert es genau? Und ist die Krankschreibung per WhatsApp überhaupt legal?

So funktioniert die Krankschreibung per WhatsApp

Krankschreibung per WhatsApp

Eine wichtige Information gleich vorweg: Beim neuen Feature handelt es sich um keine originale WhatsApp-Funktion, sondern um einen Service der Seite au-schein.de. Die Website gehört der Dr. Ansay AU-Schein GmbH mit Sitz in Hamburg und bietet ihren Besuchern Krankschreibungen gegen eine Gebühr von neun Euro an. Die Bezahlung läuft über PayPal, Kreditkarte oder per Überweisung. Die Krankschreibungen werden Usern von au-schein.de im Anschluss über den WhatsApp Messenger zugeschickt. Im Detail funktioniert der Service wie folgt: Wenn ihr den Dienst in Anspruch nehmen wollt, geht auf die Website „au-schein.de“, klickt auf den „LOS GEHT’S“-Button und wählt aus insgesamt 17 verschiedenen Symptomen eure Beschwerden aus. Bei den Symptomen handelt es sich ausschließlich um Erkältungsbeschwerden wie „Nase verstopft“, Kopfschmerzen“ oder „Heiserkeit“. Darüber hinaus müsst ihr noch eine Handvoll weiterer Fragen beantworten, um eure Symptome genauer einzugrenzen. Wenn sich herausstellt, dass eure Symptome zu gravierend sind, bekommt ihr eine Mitteilung, dass ihr zu einer Risikogruppe gehört bzw. eure Beschwerden keine klassischen Erkältungssymptome sind. In diesem Fall bekommt ihr keine Krankschreibung per WhatsApp ausgestellt. Falls eure Beschwerden hingegen „harmlos“ genug sind, werdet ihr zu einem Formular weitergeleitet, an dessen Ende ihr das elektronische Attest über WhatsApp ausgestellt bekommt. Ein paar Tage später kriegt ihr die Krankschreibung auch per Post zugesandt.

Ist die Krankschreibung per WhatsApp legal?

Ist der Service für das digitale Attest rechtmäßig? Um diese Frage korrekt beantworten zu können, wird wahrscheinlich noch ein wenig Zeit ins Land gehen müssen. Zwar handelt es sich um eine zugelassene Ärztin, die für das Ausstellen der elektronischen Atteste verantwortlich ist, es ist aber umstritten, ob diese Ferndiagnose rechtlich gültig ist. Laut Gesetz bedarf es für eine Krankschreibung einer ärztlichen Untersuchung. Diese muss durch eine Lockerung des Fernbehandlungsverbots nicht zwangsläufig persönlich erfolgen. Ob die Krankschreibung per WhatsApp dafür ausreicht, steht nicht eindeutig fest. Da die Medizinerin von AU-Schein privatärztlich arbeitet, sind Patienten dadurch vollständig abgesichert, so das Unternehmen. Dass diese Argumentation im Ernstfall vor Gericht standhält, ist aber alles andere als sicher. Laut eines Nachrichtenportals sei eine Ärztin bereits abgesprungen, die zuvor mit AU-Schein zusammengearbeitet hat. Hinzu kommt, dass die Gesetzeslage zur Fernbehandlung von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich streng ausfällt. Fest steht, dass das Unternehmen auf seiner Seite nach neuen MedizinerInnen sucht. Voraussetzung: Keine Kassenzulassung. Ist der Service für das digitale Attest nun rechtmäßig oder nicht? Die unbefriedigende Antwort lautet, dass es noch zu früh für eine sichere Aussage ist. Es ist gut möglich, dass es erst zu einem Gerichtsurteil bei einem umstrittenen Fall kommen muss, bis sich die Rechtslage hierzulande eindeutig positioniert. Es ist daher zunächst Vorsicht geboten, wenn ihr euch per Smartphone krankschreiben lassen wollt. Geht im Zweifelsfall lieber auf Nummer sicher und begebt euch in eine Praxis.

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Attest per WhatsApp

Lohnt sich die Krankschreibung per WhatsApp wirklich?

Unabhängig vom rechtlichen Aspekt – lohnt sich der digitale Attest-Dienst aus User-Sicht? Die kurze Antwort lautet: Jein. Einerseits ist der Service tatsächlich ein nützliches Feature - sowohl für euch als Patienten als auch für die Ärzte. Für euch besteht der große Vorteil darin, dass ihr nicht extra nach draußen müsst, um zum Arzt zu gehen und unter Umständen stundenlang krank im Wartezimmer zu sitzen. Dies kommt wiederum auch den Ärzten zugute, die durch die Krankschreibung per WhatsApp potentiell mit weniger überfüllten Warteräumen zu kämpfen haben. Dadurch können sie sich auf die Patienten mit schwereren Beschwerden konzentrieren. Andererseits hat die Krankschreibung per WhatsApp auch zahlreiche Schwachstellen. Wenn ihr den Dienst in Anspruch nehmen wollt, müsst ihr dies beispielsweise früh am Morgen machen, andernfalls kann es sein, dass euch die Krankschreibung am Abend nicht rechtzeitig erreicht. Ein weiteres Problem liegt in der Zuverlässigkeit. Gerade in der Anfangsphase des Dienstes passiert es immer wieder, dass euch kein Attest erreicht, obwohl ihr alles korrekt ausgefüllt habt. Laut Verantwortlichen komme dies zwar nur in weniger als zehn Prozent der Fälle vor, in der Praxis erweist sich die Zuverlässigkeit jedoch in der Tat als ein Problem. Das ist ärgerlich, schließlich kann dies zu unangenehmen Konsequenzen am Arbeitsplatz führen. Laut einem Sprecher von au-schein.de sei dieser Umstand inzwischen behoben und Beschwerden hätte es bislang keine gegeben. Ob der Dienst jedoch zukünftig 100 Prozent zuverlässig funktioniert, bleibt abzuwarten. Es empfiehlt sich, dass ihr den Service zunächst mit Vorsicht nutzt und beim geringsten Zweifel seiner Zuverlässigkeit persönlich einen Arzt aufsucht.

Ist die Zusammenarbeit mit weiteren Messengern geplant?

Aktuell ist WhatsApp die einzige Möglichkeit, den Dienst zu nutzen. Es ist aber geplant, den Service auf andere Applikationen zu erweitern. Laut Unternehmen arbeiten die Entwickler zurzeit an einer eigenen App. Auf diese Weise könnten auch die User von euch, die kein WhatsApp benutzen, auf den Service zurückreifen. Unklar ist hingegen, wie die Anwendung im Einzelnen aufgebaut sein wird, wie sie zu nutzen ist und wie mit der Datensicherheit umgegangen wird. Immerhin gebt ihr bei Inanspruchnahme des Dienstes äußerst persönliche Informationen von euch preis. WhatsApp ist zwar Ende-zu-Ende verschlüsselt, viel Nutzer entscheiden sich dennoch für alternative Messenger, die einen größeren Datenschutz versprechen. Einige Entwickler von AU-Schein haben vorgeschlagen, den Service auch für diese Apps, wie z.B. Telegram, Signal oder Threema, anzubieten. Ob dieser Vorschlag umgesetzt wird, steht aktuell noch nicht fest.

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