Blackberry? Da war doch mal was? Das waren die Vorläufer der Smartphones, die unter dem Display immer eine kleine Tastatur hatten, und deren Besitzer das Telefon mit einem kleinen Trackball statt per Berührung des Bildschirms steuerten. Was ist aus denen eigentlich geworden? Wir begeben uns auf Spurensuche und finden Blackberry als modernes Android-Telefon wieder.

Eine teure Fehleinschätzung leitete den Absturz ein

Es ist vermutlich mehr als nur eine Anekdote. Angeblich hatte der Vorstand der kanadischen Firma RIM (heute: BlackBerry) seine klügsten Köpfe aus der Entwicklungsabteilung zusammengetrommelt, kurz nachdem Steve Jobs 2007 vor der versammelten Weltpresse das erste iPhone präsentiert hatte.

Da das im Januar 2007 auf einer Bühne in San Francisco gezeigte iPhone 1 erst im folgenden Sommer fertig entwickelt sein würde und auf den Markt kommen sollte, waren sich die Ingenieure von RIM sicher: Das schafft Apple nie! Steve Jobs würde den Mund zu voll nehmen, der technologische Vorsprung von RIM könne nicht eingeholt werden - schon gar nicht von ein paar kalifornischen Späthippies. So sicher war man sich. Schließlich war Apple bislang ja "nur" ein Hersteller von Computerhardware und Musikabspielgeräten (iPod).

Blackberry ließ sich ohne Gegenwehr von Apple aus dem Markt drängen

Der Aufstieg und Fall von BlackberryNach so viel Skepsis der besten Ingenieure, machte der damalige Platzhirsch im hochpreisigen Hardwarebereich einfach weiter und entwickelte lediglich ein wenig an den bereits verfügbaren Blackberry-Telefonen herum. Die verkauften sich ja prächtig - noch. 

Blackberries waren zu der Zeit ein echtes Statussymbol, und die einzigen Mobiltelefone, für die anstandslos Preise über 500 Dollar bezahlt wurden. Das größte optische Unterscheidungsmerkmal gegenüber der Konkurrenz war die kleine Tatstatur unterhalb des quadratisch erscheinenden Displays. 

Zwei Jahre nach der Präsentation des iPhone war Apple ganz oben angelangt

2009, rund zwei Jahre nachdem die Blackberry-Ingenieure ihren Vorstand überzeugt hatten, von Apple sei keine Gefahr zu erwarten, hatten die Kalifornier ihren kanadischen Wettbewerber im Hochpreissegment bereits überrundet. Damit hatte sich Apple auf Platz drei hinter Nokia und Samsung gesetzt.

Gibt es Blackberry eigentlich noch?

Während Samsung und Apple sich auch heute noch um Spitzenplätze und Innovationsführerschaft streiten und Nokia nach dem Verkauf an Microsoft nahezu schon vergessen ist, stellt sich die Frage: Was macht RIM eigentlich jetzt, gibt es die Blackberry-Modelreihe noch?

Trotz der Überrundung durch Apple im Jahr 2009, konnte das kanadische Unternehmen, das inzwischen wie seine Telefone auch selbst den Namen Blackberry trägt, noch bis 2011 die Verkaufszahlen steigern. Mehr als 52 Millionen Geräte wurden im besten Jahr verkauft. Doch schon 2012 rutschte das Unternehmen schon wieder knapp unter die Marke von 50 Millionen. Im vergangenen Jahr waren es nur noch 8,5 Millionen verkaufte Blackberry-Telefone.

Das einstige Alleinstellungsmerkmal, E-Mails auf dem Mobiltelefon lesen zu können, ist längst kein Argument mehr für die immer noch optisch an die Ursprungsgeräte erinnernde aktuelle Hardware von Blackberry, aber weiterhin beherrscht das Unternehmen die Synchronisierung mit Firmennetzwerken und konzentriert sich auf die Manager-Zielgruppe. Selbst die Mini-Tastatur der frühen Blackberry-Telefone gibt es immer noch. Im 2015 vorgestellten Modell "Priv" kann die mechanische Eingabehilfe aus dem Gehäuse herausgezogen werden. 

Nun soll Android die Lösung sein

Die Softwarebasis der neuesten Blackberry-Geräte ist allerdings inzwischen Android, das nach Angaben von Blackberry aber um eine Vielzahl von Sicherheitsfunktionen ergänzt wurde. Das selbstentwickelte Betriebssystem Blackberry 10 (BB10) soll auch in Zukunft parallel weiterhin am Leben gehalten werden. Hierfür wurde mit dem Modell "BlackBerry Leap" letztmalig im April 2015 neue Hardware präsentiert.

Das im Herbst 2016 präsentierte Smartphone DTEK60, eine verbesserte Version des im Sommer präsentierten DTEK50, verzichtet auf die bekannte Blackberry-Tastatur, und ist "eigentlich" eine Hardware der Marke "Alcatel", die wiederum inzwischen in chinesischen Händen (TCL) ist. Mit einer 21-Megapixel-Kamera, NFC-Funktionalität und einem Steckplatz für Micro-SD-Karten ist Blackberry mit seinem neuesten Smartphone in zahlreichen Aspekten sogar an Apple vorbeigezogen. Doch dieser Vorsprung kommt fast 10 Jahre zu spät. Mit Ausnahme einiger treuer Firmenkunden, dürfte auch dieses Blackberry-Smartphone kaum mehr einen größeren Marktanteil erreichen.