Ein Handy einfach so per "Todesbefehl" aus der Ferne unbrauchbar machen, das ging bislang nur in Agentenfilmen. Offenbar hat Samsung einen Weg gefunden - und in einigen Netzbetreibern auch die notwendigen Partner - um die wegen Feuergefahr aus dem Handel entfernten Smartphones vom Typ Galaxy Note 7 unbrauchbar machen zu können.
Vorerst werden nur in Korea und den USA Galaxy Note 7 unbrauchbar gemacht
Wer in der Woche vor Weihnachten sein Samsung Galaxy Note 7 einschaltete, konnte etwas sehr ungewöhnliches erleben - sofern er in einem koreanischen oder US-amerikanischen Mobilfunknetz eingebucht war. Auf Wunsch des Herstellers Samsung sendeten zahlreiche Mobilfunkbetreiber ein für die Hardware tödliches Update an das brandgefährliche Skandal-Smartphone. Nach Empfang dieser heimlich über das Datennetz gesendeten Befehlsfolge ist das Telefon nur noch als Backstein zu gebrauchen. "Bricked", frei übersetzt "in einen Backstein verwandelt" nennen Techniker das, was den letzten verbliebenen Nutzern eines Galaxy Note 7 seit dem 27. Dezember droht, wenn sie ihre Eigentum nicht freiwillig an den Hersteller zurückgeben.
Über den Akku kommt der Tod auf Raten
Einen richtigen "Kill-Switch" hat Samsung allerdings nicht aktiviert, um das Galaxy Note 7 unbrauchbar zu machen, der Tod kommt vielmehr auf Raten. Nach dem Laden eines technisch als automatisches Update getarnten Datenpakets wird das Aufladen des Galaxy Note 7 komplett unterbunden. Die Technik ist erprobt: Bereits nach dem Bekanntwerden der Hardwareproblem ihres Topsellers hatte Samsung die Kapazität des eingebauten Akkus nahezu halbiert, um sie als "Mobilgerät" untauglich zu machen.
Greifen Netzbetreiber in das Eigentumsrecht ihrer Kunden ein?
In den USA wollte erstmal nur T-Mobile bei der Maßnahme, die eigentlich schon für den 19. Dezember geplant war, mitmachen. Die Angelegenheit ist nicht ohne Brisanz, immerhin greift der Mobilfunkbetreiber in das Eigentumsrecht seiner Kunden ein und zerstört ungefragt fremdes Eigentum. "Gibt es ein Recht, auch defekte oder fehlerhaft konstruierte Smartphones zu besitzen", fragen sich nicht wenige Nutzer von Internetforen. Aus einem ganz anderen Grund spielt der Netzbetreiber Verizon nicht mit und verweigert dem koreanischen Hersteller, zumindest vorerst, die Unterstützung. "Mitten in der Reisezeit und über die Weihnachtsfeiertage" will man den Mobilfunkkunden nicht den Betrieb unmöglich machen. Neben der Erreichbarkeit während der Feiertage für Familie und Freunde, mahnt der ärgste amerikanische Wettbewerber auch an, dass es weiterhin möglich sein muss Erste-Hilfe-Fall professionelle Unterstützung rufen zu können.
Bleiben deutsche Samsung-Kunden verschont?
In Deutschland gibt es nach Medienberichten bislang noch keine Pläne das Eigentum der Samsung-Kunden über das Mobilfunknetz unbrauchbar zu machen. Lediglich aus Großbritannien gibt es erste Meldungen, dass dort die Akkulaufzeit per automatischem Update drastisch auf nur noch 30% reduziert wurde - immerhin ist ein derartig upgedatetes Galaxy Note 7 so weiterhin benutzbar. Ob ein späteres Update das Galaxy Note 7 unbrauchbar machen wird, bleibt für europäische Kunden aber ein Damoklesschwert, weswegen es sich doppelt lohnt das kostenlose Rücknahme- bzw. Umtauschangebot von Samsung anzunehmen. Auch weil dann die Feuergefahr in den eigenen vier Wänden sinkt und es vielleicht angenehmer ist ein Smartphone zu besitzen, dass auch in Flugzeugen mitgeführt werden darf.