Erst wurden Geräte ausgetauscht, dann die Produktion gedrosselt, schließlich gestoppt und kurz darauf sogar verkündet, dass es das Galaxy Note 7 überhaupt nicht mehr geben wird - auch nicht in einer überarbeiteten Form. Wie geht es nun weiter mit Samsung als Smartphone-Hersteller und den Markennamen "Galaxy" und "Note"?
Wollte man unbedingt Apple die Schau stehlen?
Es sollte unbedingt noch vor dem iPhone 7 auf den Markt kommen, und der Name von Samsungs Antwort beinhaltete nicht von ungefähr die Ziffer 7. Doch der vermeintliche iPhone-Killer der Koreaner entpuppte sich nicht nur als hochpreisiges Feuerzeug, es sorgte auch binnen Wochen für einen radikalen Imageverlust und finanzielle Verluste, die Analysten auf rund 5 Milliarden Euro beziffern.
Dabei sind die Summen, die Samsung an die enttäuschten Kunden zahlen muss gar nicht so hoch, denn mehr als den Kaufpreis wollen die Koreaner ihren Kunden nicht zurückerstatten - zumindest in Deutschland. Richtig teuer wird es durch die Herabstufung des Börsenwerts, die entgangenen Gewinne und die Entwicklungskosten, die nun abgeschrieben werden dürfen und nur zum Teil anderen Geräten zugutekommen werden.
Chronologie eines Versagens
Anfang August 2016 war für Samsung noch die Welt in Ordnung. Mehr als einen Monat bevor Apple sein iPhone 7 vorstellen wollte, konnten die Android-Marktführer ihr neues Spitzenmodell präsentieren. Doch bereits wenige Tage später, während die Presse sich eigentlich auf das Vergleichsmodell aus Cupertino konzentrierte, gab es erste Berichte über spontane Selbstverbrennungen und sogar explodierende Samsung-Smartphones. Samsung reagierte relativ schnell und gab offen die Probleme zu. Ein zwischenzeitlicher Lieferstopp und eine Austauschaktion für bereits ausgelieferte Note 7 sollten das Problem lösen. Zu dem Zeitpunkt ging Samsung davon aus, dass nur ein Teil der Geräte die Neigung zur Selbstzerstörung hat. Die Geräte, die statt eines von Samsung selbst gefertigten Akkus, eine chinesische Batterie eingebaut hatten, sollten sicher sein. Bereits da hatten die Koreaner schon ihr Gesicht verloren. Ausgerechnet die Lohnfertiger aus dem billigeren China lieferten bessere Qualität als der Smartphone-Hersteller selbst. Für asiatische Verhältnisse eigentlich schon der Untergang - noch bevor das Problem dann richtig groß wurde.
Samsung setzte auf China-Akkus als Problemlöser
In einem aufwendigen Austauschprogramm wurden ab Anfang September alle im Umlauf befindlichen Note 7, die ab Werk mit einem Samsung-Akku ausgerüstet waren, gegen die Variante mit dem chinesischen Stromspeicher ausgetauscht. Per Softwareupdate wurde die Leistung der ursprünglich als besonders hochleistungsfähig ausgelegten Batterien zusätzlich heruntergeregelt.
Doch die vermeintlich sicheren Geräte mit der Billigbatterie und der künstlich kastrierten Akkuleistung waren nicht sicher. Anfang Oktober gab es vermehrt Meldungen über brennende Austauschgeräte, von denen eines ausgerechnet in einem Flugzeug - noch dazu im vermeintlich sicheren ausgeschalteten Zustand - in Flammen aufging.
Nach gerade einmal zwei Monaten auf dem Markt wurde am 10. Oktober erst das vorläufige Ende der Produktion, am Tag darauf dann das Ende des Modells Galaxy Note 7 verkündet.
Die 7, keine Glückszahl für Samsung
Trotz der endgültigen Einstellung des "Note 7", bleibt Samsung der Versionsnummer vorläufig treu. Die technisch anderen Smartphones Galaxy S7 und S7 Edge sind zwar imagetechnisch in das Fahrwasser ihres flammenfreundlichen Geschwister-Geräts geraten, sollen aber bis auf weiteres unter diesem Namen weiterverkauft werden und das total verhagelte Betriebsergebnis 2016 für Samsung noch irgendwie retten.
Wirklich vorne spielt Samsung nun allerdings im Smartphone-Markt nicht mehr mit. Die beiden Geschwister-Geräte sind seit dem Frühjahr 2016 auf dem Markt und gelten somit nach den Gesetzen dieses Marktes als "alt". Spätestens im Frühjahr 2017 werden Nachfolger erwartet, wenn sich Samsung traut diese auf den Markt zu bringen. Als Ursache für das Debakel mit dem Note 7 gilt Nachlässigkeit in der Produktentwicklung und im Testing. Fehler, die sich Samsung nicht ein zweites Mal erlauben kann.
Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel erklärte den Namen "Note" bereits als "verbrannt". Womöglich gilt das sogar für den Begriff "Galaxy". Es bleibt abzuwarten wie Samsung mit dem innerhalb von nur acht Wochen zerstörten Image und den dabei entstandenen Kosten umgehen wird.