Nahezu alle Smartphone-Messenger sind Verschwörungstheorien ausgesetzt, die dem Ruf eines solchen Dienstes erheblich schaden können. Oft sind es Spionage, Hacker, Datenlacks oder andere Sicherheitsprobleme, die diese Theorien den Messengern vorwerfen. Doch wie viel Wahrheit steckt in den Verschwörungstheorien? Wir haben uns mit den einzelnen Messenger-Diensten genauer beschäftigt und geben eine Einschätzung.
Theorie 1: Facebook hört mit
Im Jahr 2014 präsentierte Facebook eine Musikerkennungsfunktion für seine Smartphone-App. Das rief Kritiker auf den Plan, die behaupteten, dass der Facebook-Messenger seine User per Mikrofon belausche, um Gesprächsinhalte für Werbezwecke zu nutzen. Trotz der Tatsache, dass Facebook diese Funktion in Deutschland nie einführte und das Mithören stets bestritt, waren im Internet empörende Berichte im Umlauf: Angeblich wurde nach Gesprächen oder Telefonaten Werbung eingeblendet, die sich auf die Inhalte dieser Kommunikationen bezog. Alles in allem sind diese Vorwürfe jedoch sehr unwahrscheinlich, da sich Facebook damit strafbar machen würde.
Theorie 2: Snapchat behält Bilder
Mehr als 100 Millionen Menschen nutzen Snapchat täglich und verschicken dabei fast eine Milliarde Fotos und Videos. Insbesondere bei Jugendlichen ist der Instant-Messaging-Dienst beliebt. Als 2014 dann zum Teil freizügige Fotos im Internet auftauchten, kursierten Gerüchte, dass Snapchat die Bilder behält. Dass Snapchat sich weitgehende Rechte an den Bildern einräumt, gab den Gerüchten weiter Futter. Allerdings ist hier anzumerken, dass für den Skandal 2014 ein Drittanbieter verantwortlich war und nicht Snapchat. Dennoch zeigt dieser Fauxpas, dass man nicht unbedacht freizügige Fotos versenden sollte.
Theorie 3: Massenüberwachung dank WhatsApp
Datenschützer waren begeistert von der im April 2016 eingeführten Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bei WhatsApp. Geheimdiensten hingegen war die Nachrichtencodierung bei einer Milliarde Nutzern ein Dorn im Auge. Denn Chat-Protokolle sollen beispielsweise belegen, wie und von wem Terroristen gesteuert werden. Da die deutschen Behörden die Nachrichten nicht entschlüsseln konnten, kam Gerüchten zufolge der US-Geheimdienst NSA zur Hilfe. Zudem verkündete Bundeskanzlerin Angela Merkel die Einrichtung einer deutschen Entschlüsselungseinheit. Auch wenn eine Massenüberwachung dank Ende-zu-Ende-Verschlüsselung wohl nahezu ausgeschlossen ist, bleibt festzuhalten, dass Geheimdienste massiv aufrüsten, um WhatsApp in den Griff zu bekommen.
Theorie 4: Telegram vom russischen Geheimdienst
Als Facebook 2014 WhatsApp übernahm, wechselten verärgerte WhatsApp-Nutzer scharenweise zu Telegram und bescherten dem Messenger bis zu zwei Millionen Downloads täglich. Da die Website kein Impressum hat und den Berliner Behörden keine Firma namens Telegram bekannt ist, wurde die konstruierte Geschichte vom angeblichen Berliner Start-up schnell unglaubwürdig. In Wirklichkeit sind die Brüder Durov aus Russland, die mit dem russischen Gegenstück von Facebook milliardenschwer wurden, verantwortlich für Telegram. Das und die unbehelligte Nutzung Telegrams des sogenannten Islamischen Staats als Propaganda- und Kommunikationsplattform veranlasste Verschwörungstheoretiker zu behaupten, dass der russische Geheimdienst hinter Telegram steckte. Diese Vorwürfe sind jedoch haltlos und sehr unwahrscheinlich: Denn die Brüder Durov kehrten Russland aufgrund von Repressionen den Rücken. Dennoch fehlt es bei der Finanzierung des Dienstes an Transparenz.